von Galal Alahmadi

Aus dem Arabischen von Leila Chammaa

Ich halte kurz inne, will träumen

Für Eve

(1) An einem warmen Baum (2) halte ich kurz inne, will träumen, (3) erkunden, was deine Haarspange und was dein Lachen ist, (4) will die aufkeimenden Gedichte wegschieben.  

(1) Ich öffne den Brustkorb (2) werfe Krieg, Bücher und Dörfer hinaus, (3) hole um deinetwillen Süßigkeiten, Clowns, Tauben herein (4) und Glück – viel Glück.

(1) Ich schaue seit eben Zeichentrickfilme, (2) übe, dein Holzpferd zu sein, (3) deine Puppe, die du an den Haaren umherschleuderst, (4) ich übe, ein Papa zu sein, (5) Papa Baum, Papa Straße, Papa Ballon, (6) Papa alles, was man so auf Faschingsfesten und Geburtstagen bekommt, (7) ein Papa, der Wunder vollbringt, Eiscreme herbeizaubert, (8) dir vorm Einschlafen Geschichten vorliest, (9) trotzdem bin ich vielleicht kein guter Papa (10) und biete dir nicht das, was du vom Leben möchtest.

(1) Ich liebe dich – ohne Grund, (2) liebe dich mehr als die geballte Zeit, die so schnell verrinnt, (3) mehr noch als den Gedanken, dass ich dich liebe und du mein Fleisch und Blut bist, (4) mehr als die Verehrer, die irgendwann kommen und dich aus dem Gleichgewicht bringen werden, (5) mehr als die Freude, die du dir erwählst und die dir ein anderer Mann bescheren wird, (6) ich wünsche, ich könnte all das sagen, was in meinem alten Herzen vor sich geht, (7) ich liebe dich, und das ist, was ich will.

Galal Alahmadi wird im Panel 3: „Weiter Schreiben – Care und Exil“ dabei sein.