Self-Care
Ich: Ich möchte auch mal Chefin sein.
Verlagswelt: Wir suchen motivierte Praktikant*innen.
Ich: Dann gründe ich meinen eigenen Verlag. Ich nehme bitte 1000 ISBN, man muss groß denken.
Verlagswelt: Du darfst beim erstmaligen Bestellen von ISBN nur 100 nehmen.
Ich: Augenblick, muss mein Kind stillen.
Verlagswelt: „Im Forum Zukunft Arena Digital knallten am Donnerstagmorgen auf der Frankfurter Buchmesse die Korken. Die Mikrotext-Verlegerin griff zum Orangensaft – sie hatte ihr sieben Wochen altes Töchterchen zur Preisverleihung mitgebracht.“
Ich: Moment, einfach mitgebracht? Meine Schwester ist mit mir auf die Buchmesse gefahren, damit sie mir das Baby zwischendurch abnehmen kann. Und: Ich wollte gar nicht, dass Sie meine Tochter erwähnen. Oder erwähnen Sie auch die Kinder aller anderen Verleger? Was hat das Baby mit meiner Arbeit zu tun? Sie sollen lieber die fehlenden Verleger*innen erwähnen! Außerdem schreibt man mikrotext klein.
Verlegen und Care
Ich (öffne mein E-Mail-Programm, es ist 8 Uhr morgens, die Kinder sind in der Schule. Während der Computer hochfährt, mache ich mir einen Kaffee und schmeiße eine Runde Wäsche in die Maschine):
Meine To-Do-Liste ist wie eine Schlange ohne Kopf
Sie kann sich nicht selbst fressen.
Manchmal frisst die Zeit sie.
Manchmal schreibe ich sie neu ab.
Manchmal ist es egal, was ich zuerst tue.
Ich bin viele.
Eine Autorin schickt ein Manuskript.
Ein Redakteur wartet auf ein Buch.
Eine Konferenz will eine Bio.
Die Steuer will eine Liste.
Ich möchte eine Party organisieren,
Aber ich bin müde.
Alle sind so müde.
Remind yourself to adjust your posture regularly.
Jedes Telefonat mit einer persönlichen Frage beginnen.
Alles teilen, was wichtig ist.
Sagen, dass alles gut sei.
Korrekturmodus.
Sagen, dass alles gut werde.
Manuskript final.
Wissen, dass es ein Privileg ist.
Lächeln, aber nicht auf offiziellen Fotos.
Verlegen als Form von Familie
Ich: Ohne das Internet gäbe es meinen Verlag nicht.
Verlagswelt: Digitalverlegerin! Digitalverlegerin!
Ich: Ich bin keine Digitalverlegerin; ich verlege mit dem Netz.
Verlagswelt: Rettet das Papier!
Ich: Oh, Mann, darum geht es doch überhaupt nicht.
Verlagswelt: Nur Papier duftet, wie Papier duften kann!
Ich (beiseite gesprochen): Mama, musstest du Onkel Thomas wirklich einladen?
Verlagswelt: Er wird immer eingeladen, das war schon immer so.
Ich (zu sich selbst): Dann bleib ich am Katzentisch.
Verlagswelt: Buchen Sie doch eine Anzeige in unserem Magazin!
Ich: Nö. In Direct Messages geben wir uns Impftipps.
Nikola Richter wird im Panel 2: „Edition-Nautilus – Care und Kollegialität“ dabei sein.